Was kostet die Reparatur einer Beule? – Kleine vs. große Schäden

Was kostet die Reparatur einer Beule? – Kleine vs. große Schäden

Als Kfz-Gutachter und Karosserieexperte erlebe ich es Tag für Tag: Bei vielen Fahrzeughaltern taucht nach einer unschönen Beule am Auto sofort die Frage auf – was kostet die Reparatur einer Beule? Kurz geparkt, ein Rempler mit dem Einkaufswagen, ein Ast beim Sturm oder der Klassiker auf dem Supermarktparkplatz: Plötzlich ist da eine Delle oder Beule, mal klein, mal größer. Es geht dann nicht bloß um Kosmetik, sondern auch um Werterhalt, mögliche Folgenschäden und vor allem um die Kosten. Viele Irrtümer kursieren zu diesem Thema. In diesem Artikel bekommst du einen klaren Überblick: Wie unterscheiden sich kleine und große Schäden in der Reparatur? Was kommt bei den Kosten realistisch auf dich zu? Wie gehst du am besten vor, wenn du einen Kostenvoranschlag fürs Auto brauchst – und wann lohnt sich der Weg zur Werkstatt wirklich?

Kleine Beule oder größerer Schaden? – Einschätzung und Beispiele aus der Praxis

Zuerst muss klar sein: Eine Beule ist nicht gleich eine Beule. Die entscheidende Frage ist, wie tief und groß der Schaden wirklich ist, wo er sitzt und ob der Lack beschädigt ist. Als Gutachter schaue ich darauf, ob nur das Blech gedrückt wurde oder mehr dahintersteckt: Risse, Knicke, Lackverletzungen oder gar Beschädigungen im Rahmenbereich können die Sache verkomplizieren.

Viele kleine Beulen passieren an Türen, Kotflügeln oder der Motorhaube. Häufig entstehen sie durch Parkrempler oder Hagelschäden. Beispiel: Ein VW Golf VII wird vom Einkaufswagen an der Fahrertür getroffen. Die Beule hat etwa 3 cm Durchmesser, der Lack ist noch intakt. In diesem Fall ist eine lackschadenfreie Ausbeultechnik (PDR) meist die günstigste Lösung. Die Kosten bewegen sich je nach Region und Werkstatt zwischen 90 und 180 Euro. Komplizierter wird es zum Beispiel bei einer größeren Delle am hinteren Kotflügel eines BMW 3er Touring, verursacht durch ein ausparkendes Fahrzeug: Die Delle ist 15 cm groß, der Lack ist eingerissen. Jetzt reicht PDR nicht mehr aus, der Bereich muss gespachtelt, lackiert und möglicherweise sogar teilweise gezogen werden. Solch eine Reparatur landet dann häufig zwischen 350 und 650 Euro – je nach Ausmaß auch mehr.

Besonders aufwendig wird es bei Beulen an schwer erreichbaren Stellen wie Türfalzen oder an Bauteilen mit Steigungen und Sicken. Beispiel: Am Schweller eines Mercedes C-Klasse bricht jemand über den Bordstein, der Schweller ist eingedellt und der Lack an der Kante platzt ab. Hier werden oft Teile demontiert, ausgebeult, gespachtelt und nachlackiert. Solch ein Schaden liegt schnell bei 800 bis 1.200 Euro, da schon allein das Lackieren größerer Flächen und die Farbangleichung nicht zu unterschätzen sind.

Folgende Übersicht zeigt typische Schadensarten und was sie im Schnitt kosten:

  • Kleine Beule (bis 2-3 cm, kein Lackschaden, Fläche zugänglich): ca. 80–180 Euro
  • Mittelgroße Delle (3–10 cm, eventuell leichter Lackschaden): ca. 180–350 Euro
  • Große Beule (über 10 cm, mit Lackschaden, aufwendige Stelle): bis 600–1.200 Euro
  • Komplizierter Schaden, z. B. Schweller, Sicke, Mehrfachbeulen: ggf. über 1.200 Euro

Dies sind Richtwerte aus meiner täglichen Begutachtung. Je nach Fahrzeugtyp, Alter, Lackierung oder auch Region (Großstadt vs. ländlich) können die Reparaturkosten etwas abweichen. Bei Oldtimern, Sonderlackierungen oder Aluminiumteilen fällt der Aufwand meist noch deutlich höher aus.

Was treibt die Reparaturkosten in die Höhe? – Einflussfaktoren, Beispiele und Versicherungsfragen

Viele Kunden denken, dass sich die Reparaturkosten rein an der Größe der Beule orientieren. Wichtig zu wissen: Es gibt mehrere Faktoren, die sich unmittelbar auf „Was kostet die Reparatur einer Beule?“ auswirken.

1. Schadenslage & Reparaturmethode: Bei kleinen, zugänglichen Beulen ohne Lackschaden kann häufig lackschadenfreies Ausbeulen (PDR) gemacht werden – schnell, effektiv und preiswert. Ist der Lack beschädigt, braucht es meist Spachteln und Lackieren. Eine Tür kann nach einem kräftigen Rempler meist nicht mehr punktuell ausgebessert werden, sondern muss auf der ganzen Fläche lackiert werden, um Farbdifferenzen zu vermeiden.

2. Lage am Fahrzeug: Eine Beule in einer ebenen Fläche ist leichter zu bearbeiten als eine an Formkanten, Falzen oder an schwer zugänglichen Stellen wie Türunterkanten oder dem Übergang zur C-Säule. Muss zusätzlich demontiert werden (z. B. bei Schweller- oder Radlaufbeulen), steigen die Arbeitskosten, und die Reparatur dauert länger.

3. Fahrzeugtyp und Material: Einfache Blechteile (z. B. beim VW Polo) sind schneller und günstiger zu reparieren als moderne Aluminiumteile oder Verbundwerkstoffe (z. B. bei Tesla oder Audi A8). Aufpreis gibt es bei Metallic- oder Perleffektlacken; bei Sonderlackierungen geht der Preis sogar in die Tausende.

4. Versicherungsfragen: Die gute Nachricht: Bei fremdverschuldeten Unfällen (z. B. Parkrempler mit bekanntem Verursacher) übernimmt meist die gegnerische Versicherung die Reparaturkosten. Bei selbst verschuldeten Schäden ist die Kaskoversicherung gefragt – allerdings fällst du dabei oft in der Schadensfreiheitsklasse zurück und musst eine Selbstbeteiligung zahlen. Deshalb lohnt sich das Rechnen: Liegt die Reparatur einer kleinen Beule unter 300 Euro, kommt es häufig günstiger, den Schaden selbst zu begleichen.

Konkretes Beispiel:

Nehmen wir einen Ford Focus, an dessen Kotflügel eine 5 cm Delle und ein Lackkratzer sind. Die Teile sind gut zugänglich. Die Werkstatt berechnet etwa 220 Euro fürs Ausbeulen und weitere 180 Euro fürs Lackieren, also gesamt 400 Euro brutto. Hast du eine Teilkasko mit 300 Euro Selbstbeteiligung, übernimmt die Versicherung nur 100 Euro. Würdest du jedoch einen BMW X5 haben und am vorderen Flügel ist die Delle, reicht eventuell die Teilinstandsetzung nicht und es muss ein neues Teil her – mit allemal Kosten weit jenseits 1.500 Euro.

Praxistipp: Nur weil die Beule klein erscheint, kann sie einen versteckten Folgeschaden verdecken, etwa verbogene Verstärkungen im Inneren der Tür oder Risse am Türaufbau. Ein Kostenvoranschlag fürs Auto durch eine erfahrene Werkstatt oder einen Gutachter gibt Sicherheit, ist aber (bei kleinen Schäden) meist kostenlos oder kostet eine überschaubare Pauschale (20–50 Euro, die bei Reparatur oft verrechnet wird).

Vorsicht vor günstigen „Beulendoktoren“ ohne Qualifikation. Ich sehe in der Praxis häufiger nachgebesserte Arbeiten, bei denen später Rost auftritt, der Farbton danebengeht oder der Schaden nach kurzer Zeit zurückkommt. Ein seriöser Anbieter erstellt einen nachvollziehbaren Kostenvoranschlag und erklärt, warum gerade diese Methode gewählt wird.

  • Immer einen Schaden dokumentieren (Fotos, Größe, Schadenstag, Verursacher notieren)
  • Bei Versicherungsregulierung: Keine Reparaturbeauftragung ohne Freigabe der Versicherung
  • Werterhalt im Blick behalten: Gerade bei Leasingfahrzeugen und dem Verkauf zählt ein professionell repariertes Auto

Wann lohnt sich die Reparatur – und wie gehst du am besten vor?

Die alles entscheidende Frage bleibt: Was kostet die Reparatur einer Beule? – Kleine vs. große Schäden – und lohnt sich die Investition überhaupt? Hier hilft ein praxisnaher Vergleich.

Kleine Beulen ohne Lackschaden können oft innerhalb weniger Stunden für unter 200 Euro beseitigt werden. Hier lohnt sich die Reparatur fast immer, allein schon um Rost zu verhindern und den Wert des Fahrzeugs zu erhalten. Besonders Leasing-Rückgaben oder hochwertige Fahrzeuge profitieren davon.

Ab einer Schadenhöhe von 300–400 Euro stellt sich die Frage nach der Versicherungsabwicklung. Rechne stets gegen, ob deine