Wie lange ist ein Kostenvoranschlag gültig? – Alles, was du rund um Gültigkeit und Fallstricke wissen musst
Du stehst nach einem Unfallschaden ratlos vor deinem Auto, nervös in der Hand ein Blatt Papier – der Kostenvoranschlag aus der Werkstatt. Wie lange kannst du dich darauf verlassen? Kann die Werkstatt den Preis einfach ändern? Und was sagen eigentlich Versicherungen dazu? Als Kfz-Gutachter und Karosserieprofi sehe ich es täglich: Die Unsicherheit im Umgang mit dem Thema „Wie lange ist ein Kostenvoranschlag gültig?“ ist groß. In diesem Artikel bekommst du praxisnahe Antworten, Hinweise aus erster Hand und echte Beispiele, wie du dich vor bösen Überraschungen schützt. Am Ende weißt du glasklar, worauf es ankommt, wie du clever vorgehst, wenn’s um Reparaturkosten, deine Versicherung und die Werkstatt geht.
Wie lange ist ein Kostenvoranschlag gültig? – Grundsätze, Fristen und typische Praxisfälle
Fangen wir mit den rechtlichen Rahmenbedingungen an: Für die Gültigkeit eines Kostenvoranschlags gibt es keine starre, im Gesetz festgelegte Frist. In den allermeisten Fällen gilt der Grundsatz: Der Kostenvoranschlag ist so lange verbindlich, wie es der Aussteller (also in der Regel die Werkstatt) im Angebot angibt. Häufig findest du einen Vermerk wie „gültig bis 14 Tage nach Ausstellungsdatum“ oder „für 21 Tage gültig“. Das orientiert sich daran, dass Ersatzteilpreise, Löhne oder Umlagen sich mit der Zeit verändern können.
Aus meiner Erfahrung als unabhängiger Gutachter kommt in der Praxis aber Folgendes vor:
- Übliche Fristen liegen in Werkstätten zwischen 10 und 30 Tagen.
- Manche Werkstätten schreiben gar keine Frist auf den Zettel – dann gilt „angemessene Zeit“. Nach BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) steht dir meist eine Woche bis höchstens ein Monat zu, wenn nichts anderes vereinbart wurde.
- Einige Schäden müssen besonders schnell aufgenommen und repariert werden (z. B. nach einem Unfall, wenn das Auto nicht fahrbereit ist). Dann ist die Gültigkeit oft kürzer, da auch Versicherungen schnelle Bearbeitung erwarten.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Du fährst einen VW Golf 7, hast an der Stoßstange einen Parkrempler. Die Werkstatt stellt dir am 1. Juni einen Kostenvoranschlag mit der Anmerkung „gültig bis 21. Juni“ aus. Nach diesem Stichtag kann die Werkstatt die Preise anpassen, insbesondere wenn sich die Kosten für Ersatzteile geändert haben. Rufst du am 25. Juni wegen der Reparatur an, kann es sein, dass du eine neue Kalkulation bekommst, die zum Beispiel 70–150 Euro höher liegt, weil z. B. das Teil vom Zulieferer inzwischen teurer ist.
Was beeinflusst die Gültigkeit eines Kostenvoranschlags beim Auto? – Typische Fallstricke, Versicherungen & Preisschwankungen
Im Gegensatz zu einer schriftlichen verbindlichen „Angebotserklärung“ ist ein Kostenvoranschlag beim Auto eine sachkundige, aber unverbindliche Einschätzung – mit einigen Ausnahmen. Ein professioneller Gutachter oder eine qualifizierte Werkstatt kalkuliert auf Basis des Fahrzeugs (z. B. BMW 5er G30 oder Ford Focus), des Schadensbildes, der aktuellen Teilepreise und des notwendigen Arbeitsaufwandes.
Wovon hängt es ab, wie lange ein Kostenvoranschlag bindend ist?
- Teilepreise und Lohnkosten: Gerade bei Marken wie Audi oder Mercedes ändern Hersteller die Ersatzteilpreise teils mehrmals im Jahr. In den letzten Jahren (z. B. 2023, 2024) sind Teilepreise zum Teil um 10–20% gestiegen. So wird aus einer geschätzten Reparatur von 1.100 Euro auch mal schnell 1.300 Euro, auch wenn du den Auftrag erst vier Wochen später erteilst.
- Verfügbarkeit spezieller Ersatzteile: Bei einem älteren Opel Astra kann es vorkommen, dass Ersatzteile, die bei Angebotserstellung noch verfügbar und günstig waren, später nur noch als Nachbau oder Gebrauchtteil zu bekommen sind – oft mit unsicherem Preis.
- Versicherungsabwicklung: Die Versicherung verlangt in der Regel einen aktuellen, nicht zu alten Kostenvoranschlag. Bei Haftpflicht- und Kaskoschäden akzeptieren Versicherer Kostenvoranschläge meist, wenn sie nicht älter als zwei Wochen sind. Liegt das Dokument länger in der Schublade, wird oft eine Aktualisierung verlangt.
- Saisonale Unterschiede: Im Herbst oder Frühjahr, wenn Werkstätten ausgelastet sind, werden Standard-Kalkulationen manchmal nur 7 Tage als gültig ausgewiesen, da Terminverzögerungen sonst die ganze Ablauforganisation durcheinanderbringen.
- Zustand deines Autos: Bei verdeckten Vorschäden kann sich bei der Reparatur herausstellen, dass mehr zu tun ist (z. B. verborgene Schäden hinter der Stoßstange). Diese Nachkalkulationen sind nicht Teil der ursprünglichen Gültigkeit – du bekommst dann in der Regel ein neues Angebot.
Klassisches Beispiel: Ein Seat Leon (BJ 2018) hat einen Streifschaden an der Fahrertür. Die Werkstatt kalkuliert die Lackierung mit 420 Euro und den Türaustausch mit 430 Euro. Bist du erst nach knapp sechs Wochen zur Terminvereinbarung bereit, kann die Ersatzteiltür nicht mehr zum alten Preis geliefert werden. Die neue Kalkulation beläuft sich auf 515 Euro für das Teil – der gesamte Kostenvoranschlag verliert seine ursprüngliche Gültigkeit.
Praktischer Tipp: Lasse dir immer rechts oben auf dem Dokument die Gültigkeitsdauer eintragen und kläre telefonisch nach, falls keine Frist angegeben ist.
Manche Werkstätten arbeiten auch mit einer „Preisgarantie“, um den Vorgang für beide Seiten verbindlich zu machen. Das ist aber Verhandlungssache.
Praxistipps für die sichere Beauftragung – So holst du das Maximum heraus
Auf Grundlage der Erfahrung aus hunderten Schadengutachten kann ich sagen: Unsicherheit entsteht vor allem dann, wenn Fristen verschwimmen oder unklar ist, wer zahlt (du, die Versicherung oder der Unfallgegner). Wer clever vorgeht, erspart sich Nerven und zahlt am Ende nicht drauf. Hier die wichtigsten Hinweise und echte Tipps aus der Werkstattpraxis:
- Sofort nach dem Schaden Kontakt aufnehmen: Je schneller du nach dem Crash, Hagelschlag oder Verschleißproblem in die Werkstatt gehst, desto übersichtlicher bleiben die Kosten. Nutze den frischen Kostenvoranschlag direkt, bevor Preiserhöhungen greifen.
- Im Zweifel Rücksprache mit der Versicherung: Viele Haftpflichtversicherungen akzeptieren Kostenvoranschläge als Grundlage der Schadensregulierung, aber nur in aktueller Form. Zum Beispiel: Bei einem wirtschaftlichen Totalschaden (Mazda 6 Kombi, Frontschaden, 5.500 Euro Schadensumme) verlangt die Versicherung oft binnen 10 Tagen eine Bestätigung.
- Verbindlichkeit und Klarheit bekommen: Du hast einen Kostenvoranschlag? Frag direkt nach: „Wie lange ist dieser Kostenvoranschlag gültig?“ Lass dir die Frist schriftlich geben – dann bist du auf der sicheren Seite.
- Puffer einplanen: Plane nie zu knapp! Wenn du z. B. vorhast, den Schaden in vier Wochen nach deinem Urlaub zu erledigen, lass lieber neu kalkulieren, um böse Überraschungen zu vermeiden.
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Kostenüberblick (realistische Beispiele aus der Praxis):
- Renault Clio, Seitenschaden – Kostenvoranschlag: 960 €, Gültigkeit 14 Tage
- VW Passat, Steinschlagschaden Windschutzscheibe – Kostenvoranschlag: 340 €, Gültigkeit 21 Tage
- BMW X1, Frontschaden – Kostenvoranschlag: 2.150 €, Gültigkeit 30 Tage
- Nachträgliche Änderungen: Weisen Werkstätten später auf Mehrkosten hin (z. B. wegen versteckter Schäden oder gestiegener Teilepreise), hast du Anspruch auf einen neuen, aktualisierten Kostenvoranschlag. Der ursprüngliche verliert dann in Teilbereichen seine Gültigkeit.
Ein Knackpunkt aus dem Alltag: Versicherungen und Leasinggesellschaften erwarten zunehmend digitale Kostenvoranschläge direkt aus der Werkstattsoftware (z. B. Audatex oder DAT). Hier gilt der Kostenvoranschlag meist nur